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Montag, 18. März 2024
 

Mein Auto

Meine ersten Fahrversuche unternahm ich mit einem Käfer auf unserem Garagenhof im Alter von 14 Jahren. Seit diesem Tag nutzte ich jede Gelegenheit, um mich hinters Lenkrad zu setzen und ein paar Meter zu fahren. Leider war ich damals so unvernünftig ohne Auto-Führerschein das elterliche Fahrzeug in der näheren Umgebung auszuführen. Meine Verfehlungen blieben glücklicherweise unfallfrei und von den Ordnungshütern unentdeckt.

Mein erstes Auto war ein Ford Escort Kombi. Es wurde von mir in liebevoller Kleinarbeit aufgebaut und gefahren. Bis zu jenem Wintertag als ich auf einer Sonderprüfung zur Arbeit von einer Eisplatte überrascht wurde. Das Entsetzen war mir förmlich ins Gesicht geschrieben, aber nicht wegen des Eises, sondern weil sich das Fahrzeug beim Antippen der Bremse sofort um seine eigene Hochachse drehte, von der Piste abkam und sich anschließend wie in Zeitlupe auf die Seite legte. Untermalt wurde das Ganze von meinen umherfliegenden Butterbroten und einer reißenden Windschutzscheibe. Ich hing in meinem Gurt und wusste nicht wie mir geschah. Mir, einem äußerst routinierten Fahranfänger. Aus der Zwangslage befreit, stellte ich den Wagen in einem frisch gepflügten Acker wieder auf die Räder. Doch ohne fremde Hilfe war an ein Fortkommen nicht zu denken. Ergo in den nahe gelegenen Ort gelaufen und meinen rallyeerprobten Chef über die Eisplatte und deren Folgen informiert. Dieser mobilisierte daraufhin den Traktor seines Vermieters und eilte mir zur Hilfe. Zwischenzeitlich kam ein Getränkelaster des Weges und bot mir seine Hilfe an und zog meinen Wagen wieder auf befestigten Boden, von wo aus ich meine Fahrt zur Arbeit fortsetzen konnte. Gerade in diesem Augenblick kam der Service-Traktor mit meinem Chef um die Ecke gebogen und gemeinsam setzen wir unsere Fahrt zur Arbeitsstätte fort. Dort angekommen wurde mir wenig später und voller Entsetzen das Ausmaß der Tragödie und die eigentliche Unfallursache sofort klar. Das angeschlagene Radlager vorne links hatte sich auf Grund von chronischem Geldmangel in Wohlgefallen aufgelöst. Durch das enorm vergrößerte Radlagerspiel wurden die Bremsbeläge zurückgedrückt, weshalb die Bremse bei Betätigung nur an den anderen 3 Rädern Wirkung zeigte, auf einer Eisplatte mit den verheerenden Auswirkungen wie zuvor beschrieben. Um das angeschlagene Fahrzeug wieder in einen halbwegs straßentauglichen Zustand zu bringen fehlte mir leider das nötige Geld, schließlich nahm sich ein Gebrauchtwagenhändler des lädierten Fahrzeugs an.

Es dauerte eine Weile und ein Arbeitskollege vermittelte mir einen schlüpferblauen Käfer mit 6 V-Anlage und besonderer Anlasstechnik, der außerdem nicht ganz rund lief. Aber immerhin besaß ich damit einen Motor, vier Räder und ein Dach über dem Kopf - im Winter nicht zu unterschätzen. Dies war mein erster Käfer und die Begeisterung für das Krabbeltier nahm seinen Lauf. Nachdem ich das Tierchen mit einem neuen 1200er-Motor versehen hatte und die 34 PS nicht unbedingt zum Heizen geeignet waren, suchte ich nach wirkungsvollen Alternativen. In einem 1300er-Motor fand ich schließlich ein geeignetes Pendant, das von mir in einigen Punkten modifiziert wurde und nun dem Fahrzeug zu akzeptablen Fahrleistungen verhalf. Im Winter war diese Kombination einfach unschlagbar. Der Käfer begleitete mich noch einige Jahre, wurde aber zwischenzeitlich von mir in einem Dunkelblau lackiert. Der gewählte Baumarkt-Kunstharz-Lack brauchte über eine Woche zum Trocknen, wären die Chromteile nicht schon so angerostet gewesen, man hätte vermutet, dass es sich hier um einen fabrikneuen Käfer gehandelt hat.

Eine der wichtigsten Veränderungen betraf allerdings die Heizung. Nachdem mir im ersten Käfer-Winter die Scheibenwischer während der Fahrt an der Windschutzscheibe festfroren, legte ich einen Heizungsschlauch von den hinteren Heizdüsen direkt auf die Windschutzscheibe, damit war dieses Problem erstmal behoben. Und warme Hände gab es als Zugabe, nur untenherum blieb es kühl.

VW Käfer 1200

Nachdem ich den Wagen vermehrt im Langstreckenbetrieb unter Volllast einsetzte, traten erste Probleme hinsichtlich der Standfestigkeit auf, der Ölverbrauch und der Ölverlust durch die Labyrinth-Dichtung der Kurbelwelle wuchsen auf ein nicht mehr tolerierbares Maß, der Motorraum glich vielmehr einem Ölkabinet. Also wieder zurückgerüstet auf einen serienmäßigen 44 PS-Motor. Doch dieser Motor erwies sich nicht als besonders autobahnfest. Nach nicht einmal 100 km Autobahn verabschiedete sich ein Ventil und verursachte einen kapitalen Motorschaden. Glücklicherweise ereignete sich dieser Vorfall direkt auf Höhe einer Rastplatzauffahrt, so dass ich im Ausrollen die Autobahn noch verlassen konnte. Nach einigen Wochen Standzeit auf diesem Parkplatz wurde der Wagen der heimatlichen Werkstatt zugeführt und dort erfolgte der Einbau eines 1600er-Motors. Doch dieser Motor hielt keine 25 km, wieso es zum Kollaps kam, konnte ich nicht herausfinden. Damit waren meine Ersatzmaschinen bis auf einen alten 1200er-Motor aufgebraucht. Dieser Motor brachte mich zuverlässig noch einige Male quer durch Deutschland, allerdings sollte man es damit tunlichst vermeiden Vollgas auf der Autobahn zu fahren. Wenn diese Grundregel beachtet wurde, waren die Motoren nahezu unverwüstlich.

VW Käfer 1200

VW Käfer 1200

Aufgrund diverser Korrosionsschäden wurde dieser Käfer von einem 50 PS 1303 abgelöst, der eigentlich als Basis für einen richtigen Power-Käfer dienen sollte. Im Laufe der Jahre trug ich verschiedene Spezialteile wie Porsche-Gebläse mit Lichtmaschine, Weber-Vergaseranlage, Typ 4-Motoren, Porsche-Armaturen und andere kostbare Kleinigkeiten zusammen. Außerdem zählte mein Fuhrpark zu Spitzenzeiten bis zu 5 Käfer.

Einen dieser Käfer erwarb ich für eine Kiste Flens und arbeitete diesen zu einem Rallye-Pickup um, dieser wurde dann bei der alljährlichen Winter-Rallye des ortsansässigen Motorrad-Clubs eingesetzt und wurde als schönstes Fahrzeug prämiert.

Urkunde - Das beste Auto - VW Käfer 1303 Pickup    Urkunde - 2. Sieger - VW Käfer 1303 Pickup  

Die hinteren Kotflügel, die Trittbretter, das halbe Dach nebst Heckscheibe wurden entfernt. Die Heckscheibe mit Rahmen wurde dann senkrecht direkt an den B-Säulen eingepasst. Die Ladefläche wurde aus den Türen von Metallspinden zusammengesetzt. Die hinteren Kotflügel stammten von einem Passat der ersten Serie. Der Überrollbügel wurde aus einem Bohrgestänge gefertigt. Die Sitze spendete ein Fiat 131 Miafiori. Als Motor kam abermals ein leicht modifizierter 44 PS-Motor zum Einsatz. Eine Sebring-Abgasanlage sorgt für die akustische Untermalung des Ganzen. Mein Beifahrer steuerte die abschließende Lackierung bei. Diese wirklich gelungene Komposition wurde später an einen Schrott-Händler abgetreten, über den weiteren Verbleib des Fahrzeugs ist leider nichts bekannt.

VW Käfer 1303 Pickup  VW Käfer 1303 Pickup 

VW Käfer 1303 Pickup und Hersteller

VW Käfer 1303 Pickup

VW Käfer 1303 Pickup Motor

VW Käfer 1303 Pickup

Meine Käfer-Ära wurde von einem Honda Prelude mit Halbautomatik kurzzeitig unterbrochen. Dies kleine Fahrzeug legte einen übermäßigen Kraftstoffkonsum an den Tag, weshalb es nach nur wenigen Monaten wieder von einem Käfer abgelöst wurde, weil auch die Fahrleistung äußerst bescheiden war, was wahrscheinlich zu großen Teilen der 3-Gang-Halbautomatik anzulasten war.

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